100 Jahre Innovation aus Adlershof - Wiege der deutschen Motorluftfahrt
Adlershofer Geschichten Band 1
Redaktion: Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht und Dr. Peter Strunk
Herausgeber: WISTA Management GmbH Bereich Kommunikation, Berlin 2009
72 Seiten, Format DIN A4, ca. 100 Fotos, Schutzgebühr 5,00 EURO
(Bestellungen direkt an WISTA Adlershof oder GBSL)
In 18 Kapiteln wird der Weg der Verknüpfung von Wissenschaft und Technologie seit der Eröffnung des ersten deutschen Motorflugplatzes
Adlershof/Johannisthal am 26. 09. 1909 bis zur HRSC - High Resolution Stereo Camera des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR
im Jahr 2009 am Standort Adlershof nachgezeichnet.
Eingeleitet mit einem Vorwort des WISTA-Geschäftsführers Hardy Rudolf Schmitz, lassen uns die Autoren noch einmal die Johannisthaler
Flugwoche 1909 nacherleben. Angefangen mit den Leistungen der Initiatoren Arthur Müller und Georg von Tschudi über Gerhard Sedlmayr,
Flugschüler bei den Wrights und 1919 Gründer der Firma AUTOFLUG, hin zu Hans Grade, dem ersten deutschen Motorflugzeugbauer und Gewinner
des Lanz-Preises der Lüfte 1909 werden die Leistungen der Pioniere der Luftfahrt vorgestellt. Kurzbiografien zu Müller, Grade, Hanuschke,
Brüder Wright, Fokker, und natürlich Melli Beese, der ersten deutschen Fliegerin, belegen deren enge Bindung an Adlershof und ihre
Arbeitsmethode, einer Synthese aus Versuch und Konstruktion.
Auch die Luftschiffer konkurrierten um die Gunst des Kaisers in Johannisthal. Wenn auch nur kurzzeitig, unterhielten Zeppelin und Parseval
nebeneinander Luftschiffhallen am Platz. Mit dem Absturz des Marineluftschiffs L 2 von Zeppelin am 17. Oktober 1913 - bei dieser Katastrophe
fanden 28 Menschen den Tod - beendete Zeppelin sein Berliner Intermezzo. Das Parseval-Luftschiff hat sich in Berlin auch nicht behaupten
können. Gekauft war es von der Luft Verkehrsgesellschaft (LVG), die nur durch den Umstieg auf den Flugzeugbau der Insolvenz entging.
Die Albatros-Flugzeugwerke, gegründet von Walter Huth, entwickelten sich vor 1914 zum größten Flugzeughersteller in Johannisthal/Adlershof.
Dazu hatte auch das Militär mit seinen Aufträgen beigetragen. Das nächste bedeutende Flugzeugwerk wurden dann die Rumpler-Werke. Damals
bildete sich im Bereich Adlershof/Johannisthal ein Geflecht von Unternehmen, Konstrukteurbüros, Wissenschaftlern u. a., die zwar jeder
für sich, aber an einer gemeinsamen Sache, der Luftfahrtindustrie wirkten. Heute nennen wir solche Netzwerke "Clusterbildung". Mit der
Gründung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt DVL im April 1912 in Adlershof hatte die deutsche Luftfahrt und ihre Industrie eine
Forschungszentrale zur Verfügung.
Während des I. Weltkrieges bestimmte das Militär Forschung und Produktion in Adlershof. Tüftler und Bastler mussten nun der industriemäßigen
Fertigung von Kampfflugzeugen weichen. Elf leistungsstarke Flugzeug- und Motorenhersteller, wie z. B. Albatros-Flugzeugwerke, Rumpler-Flugzeugwerke,
Sablatnig-Flugzeugbau oder Benz-Motorenbau, etablierten sich. Der Krieg forcierte die Entwicklung modernster Militärflugzeuge, so wurde
eines der leistungsfähigsten Militärflugzeuge des I. Weltkrieges, die Albatros D VII, in Johannisthal entwickelt.
Nach Kriegsende war die konsequente Hinwendung zur zivilen Luftfahrt für Adlershof maßgeblich bestimmend. Und 1919 schlug dann folgerichtig
die Geburtsstunde des zivilen Luftverkehrs in Deutschland. Die auf Initiative des AEG-Chefs Rathenau gegründete Deutsche Luftreederei DLR
eröffnete am 5. Februar 1919 mit dem ersten Flug nach Weimar, dem Tagungsort der deutschen Nationalversammlung, den zivilen Luftverkehr.
Auch die Industriellen Sablatnig und Rumpler erkannten schnell das Zukunftspotential eines zivilen Luftverkehrs und brachten ihrerseits
auch Flugzeuge in den Linienverkehr.
Der Versailler Friedensvertrag mit seinen die Luftfahrt und den Flugzeugbau einschränkenden Bedingungen zwang die Betreiber des Geländes
nach neuen Nutzern zu suchen. So wurden in Flugzeughallen jetzt Filme gedreht. Aus dieser Notmaßnahme heraus entwickelte sich Johannisthal
zum Zentrum einer leistungsfähigen deutschen Filmindustrie.
Der sich ab 1923 nach Tempelhof verlagernde Flugverkehr forderte die Standortbetreiber erneut heraus, andere Branchen anzusiedeln.
Synergie-Effekte des Flugzeugbaus nutzend, kam es 1929 zum Bau des ersten BMW-Automobils, nicht in München - in Johannisthal verließ
die Limousine 3/15 PS DA 2, der legendäre "Dixi", erstmals die Montagehalle.
Die Entwicklung nach 1933 stand ganz im Zeichen der Luftrüstung. Das brachte auch der DVL eine enorme Entwicklung. So wurde 1934 der
Große Windkanal, einer der weltweit modernsten Niedergeschwindigkeitswindkanäle seiner Zeit, in Betrieb genommen. Ein Hochgeschwindigkeitswindkanal
folgt 1938. Schallgedämpfter Motorenprüfstand und Trudel-Windkanal ergänzten 1935 bzw. 1936 das auf dem Nord- und Südgelände zu einer der
weltweit führenden Luftfahrtforschungsstätten ausgebaute Adlershofer Gelände. Nicht nur Innovationen des Flugzeugbaus wurden entwickelt.
Adlershof wurde auch führend in der Messtechnik. Der II. Weltkrieg veränderte wieder, wie schon der erste, die Schwerpunktsetzung in
Adlershof/Johannisthal. Flugzeugteile, Raketenelemente, Flugmotoren wurden, zunehmend mit dem Kriegsverlauf auch unter Einsatz von
Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, gebaut. In der großen Werfthalle der DVL wurden Junkers Ju 52 montiert. Kriegszerstörungen durch
Bombenangriffe der Alliierten minderten die Kapazitäten aller Einrichtungen.
Nach der Besetzung im April 1945 durch sowjetische Streitkräfte wurden die DVL- und anderen Spezialisten zielgerichtet aufgespürt, um
für die Siegermacht das "know-how" als Kriegsbeute zusammenzustellen. Adlershof wurde zur Drehscheibe des aus der gesamten sowjetischen
Besatzungszone zusammengeführten Wissens zum Transfer, einschließlich ihrer Schöpfer, in die Sowjetunion.
Am 2. Mai 1954 fanden die vorerst letzten Starts und Landungen statt. Dann zog Stille ein über der "Wiege der deutschen Motorluftfahrt".
1995 verabschiedete die GBSL das Flugfeld Johannisthal mit einer beeindruckenden historischen Flugschau aus der Luftfahrt. Aber die
Luftfahrtforschung blüht seitdem am Standort Adlershof zu neuer Größe auf, vor allem durch das DLR.
Ein für alle Luftfahrt- und darüber hinaus Interessierte sehr zu empfehlende Publikation, die auch durch ihr Layout beeindruckt.
Eine auf den Inhalt abgestimmte Bildauswahl, hervorgehobene Kurzbiografien bedeutender Luftfahrtpioniere, lesefreundliche Typografie
und das alles in sehr guter Druckqualität für ganze fünf EURO plus Versandkosten!
HDT