Flugplatz Lindenthal bei Leipzig 1911

In Lindenthal bei Leipzig wurde am 16. April 1911 der zweitälteste , deutsche, offiziell für Motorflug zugelassene Flugplatz nach dem Flugplatz Berlin-Johannisthal eröffnet. In relativ kurzer Zeit entwickelte sich hier auf dem zwischen Lindenthaler Hauptstraße und An der Hufschmiede gelegenen Flugplatz ein reger Flugsportbetrieb und am 21. und 22. Oktober 1911 fanden die Leipziger Flugtage statt. In einem Preis-Wettbewerb wurden um die längste Flugdauer und die größte Flughöhe geflogen. Am Vergleichsfliegen nahm ein Doppeldecker der Sächsischen Flugzeugwerke , geflogen von Heinrich Oelerich und Hans Schirrmeister, teil.


Flugplatz Leipzig-Lindenthal

Oelerisch war bei der 1911 in Lindenthal gegründeten Deutsche Flugzeug-Werke GmbH (DFW) als Einflieger und Konstrukteur beschäftigt. Er war später Direktionsmitglied der DFW und stellte am 2. November 1911 mit einem Doppeldecker einen Dauerflugrekord von 3 Stunden und 39 Minuten auf. Gegründet wurden die Sächsischen Flugzeug-Werke im März 1911 durch den Leipziger Verleger Bernhard Meyer und den Ingenieur Erich Thiele. Im November 1911 wurde das Unternehmen in Deutsche Flugzeug-Werke GmbH umbenannt. Die DFW mietete vom Lindenthaler Flugplatzverein drei massive Flugzeugschuppen für fünf Jahre. Hier wurden die Flugzeuge montiert und DFW war während des Ersten Weltkrieges einer der wichtigsten deutschen Flugzeughersteller. Bis 1915 wurden nordwestlich des Lindenthaler Tannenwaldes auf Radefelder Flur Verwaltungsgebäude, Montagehallen sowie mehrere Wohngebäude mit Werkswohnungen errichtet. Als DFW-Werksflughafen nutzte man aber den westlich des Tannenwaldes gelegenen Exerzierplatz der Garnison Leipzig. Öffentliche Flugvorführungen der DFW wurden aber wieder auf dem Lindenthaler Flugplatz veranstaltet.


DFW-D-I

Leipziger Flugtage

Bereits 1911 eröffnete Erich Thiele eine werkseigene Fliegerschule, an der später bekannte Piloten wie Franz Büchner, Eugen Wiencziers und Heinrich Oelerich als Fluglehrer wirkten. Oelerich schulte dort erstmals 1912 künftige Militärpiloten. 1913 wurde die DFW-Fliegerschule als eine der ausgewählten werkseigenen Ausbildungsstätten aus Mitteln der Nationalflugspende bezuschusst und bildete bis zur Feldpilotenprüfung aus. Unter der Leitung von Oskar Schmal begann die Firma zunächst mit der Lizenzproduktion französischer Baumuster (Farman), nahm aber ab 1913 eigene Konstruktionen auf. Wichtigster Konstrukteur war der prominente Flugpionier Heinrich Oelerich. Für Marineflugzeuge gründete Bernhard Meyer als alleiniger Gesellschafter 1914 die Tochterfirma DFW-Flugzeugwerft Lübeck-Travemünde, die aus dem Jeannin-Flugzeugbau Johannisthal hervorgegangenen war. National-Flugzeugwerke (NFW) übernahmen die DFW am 15. Juni 1915 als Tochtergesellschaft. Neuer Firmensitz der NFW wurde Großzschocher, wo im Kaisergrund ab 1917 das spätere Werk II der DFW entstand. Ein neuer Werksflugplatz wurde am 11. Mai 1917 in Betrieb genommen. Auch in Österreich-Ungarn wurde eine Tochtergesellschaft gegründet, die der Konstrukteur Heinrich Bier leitete. Unter Leitung des namhaften Konstrukteurs Hermann Dorner begannen die DFW im September 1915 mit der Entwicklung eines der ersten deutschen Riesenflugzeuge, das bereits ein Jahr später als R.I zum Erstflug startete. Ab 1916 führte Willi Sabersky-Müssigbrodt die Entwicklung des Aufklärer-Zweisitzers C.V zum Erfolg.
Als Bernhard Meyer am 19. April 1917 starb, wurde sein Schwiegersohn Kurt Herrmann Generaldirektor der DFW. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die DFW nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles ihren Betrieb am 18. Dezember 1919 einstellen und in Liquidation gehen.
Auf Initiative Herrmanns ging aus den Flugzeug-Werken am 16. Juni 1919 die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft hervor und die DFW GmbH wurde am 16. Juni 1928 im Handelsregister gelöscht.

Lindenthal 1917
   

DFW Mars-Doppeldecker  

Das Ende nach dem I. Weltkrieg

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