Berlin-Johannisthal
Ausgangspunkt für die Überlegungen, vor den Toren der Stadt Berlin ein Flugfeld zu schaffen, war das Bemühen, der bis dahin fortschrittlichsten Luftfahrtnation Frankreich endlich Paroli zu bieten. Am 26. September 1909 konnte das Flugfeld als erster Motorflugplatz Deutschlands mit einer Flugwoche in Betrieb genommen werden. Unmittelbar danach siedelten sich die rasch expandierenden Flugzeugfabriken, wie Wright, LVG, Rumpler, Fokker und andere, an. Johannisthal entwickelte sich zu einem Zentrum für Flugschauen und Flugwettbewerbe, hier konzentrierte sich die Schulung von Piloten, und mit dem Bau der Luftschiffhallen von Zeppelin und Parseval wurde dieser größte deutsche Luftfahrtstandort komplettiert. Diese Konzentration, noch gesteigert durch die Stationierung militärischer Einrichtungen im Vorfeld des 1. Weltkrieges führte eigentlich zwangsläufig dazu, dass bei der Standortentscheidung schließlich die Wahl auf Johannisthal/Adlershof als aufzubauendes Zentrum der deutschen Luftfahrtforschung fiel. 1912 etablierte sich im östlichen Teil des Platzes, auf Adlershofer Gebiet, die gerade gegründete Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL). Deren Kapazitäten wurden im Interesse der Militärs rasch ausgebaut; Werkstätten, Labors, Prüfstände für Motoren und ein Windkanal entstanden.
Mit dem Kriegsende war der Niedergang des Flugwesens in Deutschland gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages allgemein. Obwohl am Flugplatz Johannisthal im Jahre 1919 der deutsche Linienflugverkehr (Berlin-Weimar) aufgenommen wurde, wirkte sich die 1923 erfolgte Verlagerung des zivilen Flugverkehrs zum neuen Berliner Flughafen Tempelhof erschwerend aus. Nach einer Zeit der Stagnation in den 20er Jahren gelang erst Anfang der 30er Jahre auf Grund politischer und militärischer Interessen ein Neubeginn. Unter Leitung der Architekten Brenner und Deutschmann wurde die DVL faktisch ein zweites Mal aufgebaut, umfangreiche und moderne Verwaltungs-, Labor-, Werkstatt- und Versuchskomplexe entstanden. An der Westseite des Flugfeldes entstanden die Werksanlagen von Henschel und Bücker, diese mussten aber bereits 1935 auf Grund des Bedarfs der Versuchsfliegerei den Standort räumen und gingen nach Schönefeld bzw. Rangsdorf.
1945 wurde vor allem die DVL durch Spezialisten der Roten Armee systematisch durchsucht, Versuchsergebnisse, -anlagen und Fachpersonal wurden in die Sowjetunion verbracht. Ein Teil der Bauten und Anlagen wurde gesprengt, ein relativ umfangreicher Teil blieb aber erhalten. Die Ansiedlung der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Aufbau des Fernsehzentrums der DDR und die Stationierung militärischer Einheiten führte dazu, dass das gesamte Areal wiederum der Öffentlichkeit verschlossen blieb.
Erst der Beginn umfangreicher Erschließungsarbeiten (ab 1993) zum Aufbau einer Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft mit Hochtechnologieunternehmen und Forschungseinrichtungen, mit einer MediaCity, mit der Humboldt-Universität und einem Naturpark auf dem ehemaligen Flugfeld führte zur Öffnung des Standortes. Die erhalten gebliebenen Anlagen der DVL stehen sämtlich unter Denkmalschutz und sind größtenteils bereits restauriert und einer neuen Verwendung zugeführt. Attraktionen hierbei sind vor allem der Große Windkanal, der Trudelwindkanal und der Motorenprüfstand.
Mit der historischen Flugschau von 1995, veranstaltet durch die GBSL, wurde allerdings ein endgültiger Schlusspunkt unter die fliegerische Nutzung gesetzt.